Dieser Satz sorgt noch heute für einen kurzen Irritationsmoment bei mir.
Als jüngstes Familienmitglied bin ich mit dem Label „Nesthäkchen“ aufgewachsen.
Meine Schwestern sind 10 und 12 Jahre älter als ich.
Der Vorteil daran war, dass ich früh Privilegien genoss, für die meine Schwestern kämpfen mussten.
Der Nachteil war, dass ich von allen eine gewisse Überbehütung erfuhr, die sich bis in mein Erwachsenenleben fortsetzte.
Man kann sagen, dass ich von 4 Erziehungsberechtigten großgezogen wurde: von meinen Eltern und meinen Schwestern.
Auch mit Mitte 20 gehörten Aussagen und Rückfragen wie z.B.:
👉 Du bist noch zu jung, lass die Erwachsenen entscheiden
👉 Was sagen Deine Schwestern dazu?
zu meinem Alltag.
Manchmal machte mich das so wütend, dass ich meine Stimme erhob und fast schon schrie, dass ich alt genug sei, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Dass es mir egal sei, was meine Schwestern dazu sagen, weil ich Neslihan bin und nicht meine Schwestern.
Eine eigenständige Person mit ganz eigenen Interessen.
Das Nesthäkchen-Dasein vermittelte mir zwar Sicherheit, aber Fakt war, dass meine Entscheidungen von der Familie abgesegnet werden mussten.
Dadurch fühlte ich mich in meiner persönlichen Entwicklung ausgebremst und eingeschränkt. Ich hatte den Eindruck, dass ich hinter meinen Möglichkeiten blieb.
Mittlerweile treffe ich meine eigenen Entscheidungen und gestalte mein Leben so, wie ich es will.
In den letzten 3 Jahren habe ich mit aller Radikalität einen Berufswechsel vollzogen, mich selbstständig gemacht und sogar meine Berliner Wohnung hinter mir gelassen.
Nichts davon wurde von meinen Eltern oder Schwestern abgesegnet.
Denn das brauchen sie auch nicht.
Weil ich, Neslihan, eine erwachsene Frau bin, die für sich selbst entscheidet.
Der Irritationsmoment, den der Satz hervorruft, erinnert mich erst recht daran, wie wichtig es ist, meine eigenen Entscheidungen zu treffen!
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